Wie wird SCAD behandelt?

Symbolbild: Behandlung

SCAD ist eine seltene, aber ernsthafte Erkrankung, die hauptsächlich Frauen im frühen bis mittleren Lebensalter betrifft und zum Herzinfarkt führt. Die Behandlung von SCAD ist komplex und erfordert eine individuelle Herangehensweise. Da es bislang keine eigenständigen Leitlinien gibt, basiert die Therapie auf Fallberichten, Registerdaten sowie klinischen Erfahrungen und richtet sich nach der Schwere des Ereignisses sowie dem Ausmaß der Herzschädigung.

Akutbehandlung

In der akuten Phase liegt der Schwerpunkt auf der Wiederherstellung der Blutversorgung des betroffenen Herzbereichs, um weitere Schäden zu verhindern.

Zur Diagnosestellung ist eine Herzkatheteruntersuchung notwendig. Wenn möglich, wird eine konservative Behandlung bevorzugt, die ausschließlich auf Medikamenten basiert. Dazu zählen Thrombozytenaggregationshemmer wie Aspirin oder Clopidogrel zur Verhinderung von Blutgerinnseln, Schmerzmittel zur Linderung der Symptome und, falls erforderlich, blutdruckstabilisierende Arzneimittel. Eine engmaschige Überwachung im Krankenhaus über mindestens fünf Tage ist erforderlich, um das Risiko von Komplikationen zu minimieren und den Heilungsprozess zu beurteilen. Besondere Vorsicht ist in den ersten Tagen geboten, da in dieser Zeit ein erhöhtes Risiko für das Auftreten erneuter SCAD-Ereignisse besteht. In einigen Fällen können auch Herzkatheter-Eingriffe wie Stentimplantationen oder herzchirurgische Bypass-Operationen notwendig werden, jedoch sind diese Verfahren mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen bei SCAD-Betroffenen verbunden. 

 

Langfristige Therapie

Die langfristige Therapie zielt darauf ab, das Risiko eines erneuten Vorfalls zu senken und die Herzgesundheit zu erhalten.

Basierend auf den Erfahrungen bei „klassischen“ Herzinfarkten werden Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung (Thrombozytenaggregationshemmer) wie Aspirin oder Clopidogrel empfohlen, um ein Verklumpen der Blutplättchen zu verhindern und das Risiko von Blutgerinnseln (Thrombosen) zu minimieren. Bei SCAD ist dies besonders in der frühen Phase wichtig, da die Spontandissektion den Blutfluss in den Koronararterien behindert. Da jedoch primär eine Einblutung in die Gefäßwand zugrunde liegt, die in den meisten Fällen wieder abheilt, wird zurzeit untersucht, ob diese Medikamente bei bestimmten Patientengruppen mittel- oder langfristig wieder abgesetzt werden können. Wenn zur Behandlung der SCAD eine Stentimplantation notwendig war, ist eine dauerhafte Thrombozytenaggregationshemmung unerlässlich.
Betablocker sind häufig Teil der Therapie, da sie die Herzfrequenz senken und den Blutdruck regulieren. Außerdem unterstützen sie die Stabilität und Funktionsfähigkeit der Koronararterien, indem sie die Scherkräfte auf die Gefäßwände verringern. Studien deuten darauf hin, dass Betablocker und die Kontrolle des Bluthochdrucks das Risiko eines erneuten SCAD-Ereignisses reduzieren können. 

Bei SCAD-Betroffenen mit einer Beeinträchtigung der linken Herzkammer (linksventrikuläre Dysfunktion) werden ACE-Hemmer empfohlen. Sie helfen, mögliche ungünstige Umbauprozesse des Herzgewebes nach der Schädigung zu reduzieren (kardiales Remodeling), die Herzfunktion zu verbessern und das Risiko von Herzkomplikationen zu verringern. Sie werden außerdem zur Behandlung von hohem Blutdruck eingesetzt.
In der frühen Phase werden gerne gefäßerweiternde oder „gefäßentspannende“ Medikamente wie Nitroglycerin oder Calciumkanalblocker zur Verbesserung des Blutflusses in den Koronararterien eingesetzt, um so die Abheilung zu unterstützen. 

Der Einsatz von Statinen zur Cholesterinsenkung bei SCAD ist umstritten. Während einige Expertinnen und Experten ihre entzündungshemmenden und gefäßschützenden Eigenschaften betonen, empfehlen andere die Einnahme nur bei zusätzlichen Risikofaktoren wie Hyperlipidämie oder anderen kardiovaskulären Erkrankungen. 
Eine individuelle Anpassung der Therapie ist entscheidend, da jede Person unterschiedliche Bedürfnisse und Risikofaktoren hat.

 

Rehabilitation und Nachsorge

Die Behandlung von SCAD erfordert eine umfassende Herangehensweise, die über die reine Verabreichung von Medikamenten hinausgeht.

Als besonders vorteilhaft hat sich die Teilnahme an einem strukturierten Rehabilitationsprogramm erwiesen. Diese Programme bieten neben der medikamentösen Therapie auch körperliches Training und psychosoziale Unterstützung. Dadurch können nach einem oftmals schockierenden SCAD-Ereignis die Lebensqualität verbessert und psychische Belastungen reduziert werden. 

Regelmäßige Nachuntersuchungen, einschließlich Echokardiogrammen oder anderer bildgebender Verfahren, sind entscheidend, um die Herzfunktion zu überwachen und mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

 

Lebensstiländerungen und psychosoziale Unterstützung

Lebensstiländerungen können eine wichtige Rolle in der Behandlung von SCAD spielen.

Eine gesunde Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und der Verzicht auf Rauchen verbessern grundsätzlich die kardiovaskuläre Gesundheit erheblich. Patientinnen und Patienten sollten ermutigt werden, ein aktives Leben zu führen, das auf ihre individuellen Fähigkeiten und ihren Gesundheitszustand abgestimmt ist. 

Ein weiterer wichtiger Aspekt der langfristigen Behandlung ist die psychosoziale Unterstützung, denn besonders Angstzustände und Depressionen treten nach einer SCAD häufig auf. Die Diagnose SCAD kann emotional belastend sein, und viele Betroffene profitieren von psychologischer oder kardiopsychologischer Beratung oder einem Austausch in Selbsthilfegruppen.

 

Begleiterkrankungen und diagnostische Abklärung

Die Diagnose und Behandlung von SCAD erfordert eine umfassende Untersuchung begleitender Beschwerden.

Da SCAD oft mit anderen Erkrankungen einhergeht, sind weiterführende Untersuchungen entscheidend, um mögliche Grunderkrankungen oder Risikofaktoren zu identifizieren. Ein wichtiges Screening erfolgt auf fibromuskuläre Dysplasie (FMD), die bei etwa 60-80 % der SCAD-Betroffenen vorkommt. Hierfür wird häufig eine CT- oder MR-Angiographie der Nieren-, Hals- und Gehirngefäße durchgeführt. Darüber hinaus sollten weitere seltene Bindegewebserkrankungen, wie das Marfan- oder Ehlers-Danlos-Syndrom, ausgeschlossen werden.

Eine rheumatologische Abklärung kann ebenfalls von Bedeutung sein, da Autoimmunerkrankungen mit SCAD in Verbindung stehen können. Erkrankungen wie systemischer Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis lassen sich durch spezifische Bluttests diagnostizieren.

Obwohl die meisten SCAD-Fälle nicht erblich sind, kann eine genetische Testung sinnvoll sein, insbesondere bei familiärer Häufung von SCAD-Ereignissen, um mögliche erbliche Komponenten zu identifizieren. 

 

 Fazit:

Insgesamt sind die Heilungsaussichten bei SCAD in der Regel sehr positiv.

Viele betroffene Personen, die konservativ behandelt wurden, erfahren eine vollständige Heilung der Koronararterien und die langfristige Überlebensrate ist mit über 90% sehr hoch. Dennoch können bei einigen anhaltende Symptome oder Komplikationen auftreten, die zusätzliche Behandlungen erforderlich machen.

Ein wichtiger Aspekt der Nachsorge ist die Prävention von Rezidiven. Es gibt Hinweise dafür, dass Betablocker und die Behandlung von Bluthochdruck das Risiko eines erneuten SCAD-Ereignisses reduzieren können. 

Trotz der Fortschritte in den letzten Jahren bleibt weitere SCAD-Forschung unerlässlich. Besonders wichtig ist die Entwicklung evidenzbasierter eigenständiger Leitlinien, die auf umfangreichen prospektiven Studien basieren, um die Behandlungsmöglichkeiten zu optimieren und das Bewusstsein für diese seltene Erkrankung zu erhöhen.

 

 Medikamente zur Behandlung von SCAD:

  • Thrombozytenaggregationshemmer:
    verringern das Risiko von Gerinnselbildung in den Koronararterien
  • Betablocker:
    senken die Herzfrequenz und stabilisieren den Blutdruck
  • Gefässentspannende Medikamente (z.B. Nitroglycerin, Calciumkanalblocker):
    erweitern die Koronararterien und verbessern so den Blutfluss -
  • ACE-Hemmer:
    Empfohlen bei linksventrikulärer Dysfunktion zur Reduktion des kardialen Remodelings und Verbesserung der Herzfunktion und wenn nötig zur Blutdruckbehandlung
  • Statine:
    der routinemäßige Einsatz zur Cholesterinsenkung bei SCAD ist umstritten

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