Karo

Meine Geschichte

Gerade aufgestanden, durchfuhr Karo ein stechender Schmerz in der Brust. Im Krankenhaus dann die schockierende Diagnose: Herzinfarkt.

Kerngesund und trotzdem Herzinfarkt?

Wir leben auf dem Land, in einer ruhigen Gegend, weit entfernt von der nächsten medizinischen Versorgung. Es war morgens, ich war gerade aufgestanden und hatte geduscht, als ich plötzlich einen starken Schmerz tief in meiner Brust verspürte. Der Schmerz ließ nicht nach, egal, ob ich stand, saß oder lag. Mühsam schleppte ich mich ins Wohnzimmer und rief den Notruf an. Nach 20 Minuten traf der Rettungswagen ein, und ein EKG wurde durchgeführt. Es zeigten sich „Unregelmäßigkeiten“, die weiter überprüft werden mussten. Ein Rettungshubschrauber mit Notarzt wurde angefordert, um mich ins nächstgelegene Krankenhaus zu bringen. Dort stellte man fest, dass die linke Koronararterie über etwa 4 cm verschlossen war. Es mussten zwei hintereinanderliegende Stents implantiert werden.

Tage später konnte ich immer noch nicht fassen, dass ich einen Herzinfarkt erlitten hatte. Ich war bislang kerngesund und ohne Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen. Zudem bin ich sportlich aktiv, ernähre mich vegetarisch und achte sehr auf meine Gesundheit.

Die Ursache: spontane Koronardissektion (SCAD)

Im Krankenhaus erfuhr ich, dass der Herzinfarkt durch eine spontane Koronardissektion (SCAD) verursacht wurde. Diese seltene Form der Erkrankung unterscheidet sich von der klassischen, durch Atherosklerose bedingten koronaren Herzerkrankung (KHK). Bei SCAD reißt die Innenwand einer Koronararterie, was zu einer Blutung und der Bildung eines Hämatoms innerhalb der Gefäßwand führt. Der normale Blutfluss wird behindert, was einen Herzinfarkt zur Folge hat. SCAD kann Menschen aller Altersgruppen betreffen, tritt jedoch am häufigsten bei meist gesunden Frauen im Alter von etwa 50 Jahren auf.

Koronardissektionen – oft immer noch übersehen

Obwohl diese Erkrankung bereits 1931 bei einer Autopsie an einer durch plötzlichen Herztod verstorbenen 42-jährigen Frau entdeckt wurde, ist bis heute wenig darüber bekannt, warum SCAD häufig unerwartet und ohne Vorwarnung, vor allem bei Frauen, auftritt.

Als Naturwissenschaftlerin beschaffte ich mir wissenschaftliche Studien von internationalen Forschungsgruppen, um mehr über diese Krankheit zu erfahren. Ich fand heraus, dass neben physischem Stress – wie starkem Erbrechen, intensivem Husten, exzessivem Training, insbesondere Gewichtheben, oder Geburtsvorgängen – auch psychischer Stress eine Rolle spielen kann. Viele SCAD-Patienten haben zudem Bindegewebserkrankungen wie fibromuskuläre Dysplasie. Auch Migräne und hormonelle Einflüsse, wie Schwangerschaft oder Hormontherapien, können das Risiko erhöhen.

Genetische Veranlagung erhöht das SCAD-Risiko

Besonders interessant fand ich eine 2023 veröffentlichte genetische Meta-Analyse (Nat Gen 2023; https://doi.org/10.1038/s41588-023-01410-1), bei der 16 Gene identifiziert wurden, die das Risiko für SCAD erhöhen. Diese Gene sind an Prozessen beteiligt, die den Zusammenhalt von Zellen und Bindegewebe sowie die Blutgerinnung im Gewebe regulieren. Einige dieser Gene überschneiden sich mit Risikogenen der klassischen KHK, wirken jedoch in entgegengesetzter Weise. Das bedeutet, dass Menschen mit SCAD genetisch vor der klassischen KHK geschützt sind. Für uns Betroffene mag das nur ein kleiner Trost sein, aber es zeigt, dass SCAD und die klassische KHK unterschiedliche Krankheitsbilder sind.

Die Langzeitüberlebensrate nach einer SCAD ist ausgesprochen gut, doch liegt das Risiko für ein Rezidiv innerhalb von zehn Jahren bei bis zu 50 Prozent – ein sehr beunruhigender Befund.

Schwierige Suche nach Spezialisten

Es war mir schnell klar, dass aufgrund dieser Erkrankung bei mir nun einiges untersucht und überprüft werden musste. Doch die Suche nach einem Spezialisten gestaltete sich schwierig. Das war mir besonders wichtig, da ich nun wusste, dass es sich um eine eigenständige Krankheit handelt, deren Behandlung von der eines klassischen Herzinfarkts abweicht. Daher nahm ich Kontakt zu internationalen Spezialisten auf.

Mit Hilfe meiner Arztberichte und der Fotodokumentation des Kathetereingriffs fand ich per Videokonferenz individuelle Beratung. Gemeinsam mit einer Kardiologin aus meiner Heimatstadt passte ich die Medikation und Nachsorge an. Dank dieser doppelten Betreuung fühle ich mich inzwischen sehr gut versorgt.

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