Jael

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Meine Geschichte

Als Amerikanerin, die in Wiesbaden lebt, muss ich zugeben, dass ich bis zum 19. Juli 2024 nicht einmal die Notrufnummer kannte.

Eine plötzliche Gesundheitskrise

Es war ein warmer Abend, und ich hatte gerade mit einer Freundin aus Italien ein Eis gegessen. Während wir über den Marktplatz gingen, verspürte ich plötzlich einen starken Schmerz in meiner Brust, der in meinen Nacken und Kiefer ausstrahlte. Auch meine Unterarme schmerzten. Zuerst dachte ich, es würde vorbeigehen, doch der starke Schmerz blieb. Ich bat meine Freundin, sofort meinen Mann anzurufen.

Es kam mir nicht in den Sinn, dass ich möglicherweise einen Herzinfarkt erlitt. Mit 51 Jahren war ich fit, trainierte regelmäßig, hatte normalen Blutdruck und Cholesterinspiegel und fühlte mich gesund. Ich dachte, es könnte eine allergische Reaktion auf das Pistazieneis sein, das ich gerade gegessen hatte. Doch der Schmerz wurde so stark, dass mir schwindelig und übel wurde. Ich sagte meiner Freundin, dass ich mich übergeben würde. Gleichzeitig telefonierte sie mit meinem Mann und sagte ihm, er solle schnell kommen. Sie vermutete, es sei vielleicht nur ein Angstanfall, aber in diesem Moment wusste ich, dass ich sofort Hilfe brauchte.

Hilfe suchen und auf den Krankenwagen warten

Ich lief in das nächstgelegene Gebäude, in dem zufällig ein Fitnessstudio war. Am Empfang war niemand, also rief ich: „Bitte helfen Sie, ist jemand da?" Ich bahnte mir schnell einen Weg nach hinten und fand eine Toilette, wo ich mich übergab. Meine Freundin, die immer noch mit meinem Mann telefonierte, folgte mir. Eine Mitarbeiterin des Fitnessstudios fragte, was los sei, und ich rief: "Ich brauche einen Krankenwagen!" Die Mitarbeiterin rief sofort den Notruf, während ich im Empfangsbereich wartete. Kurz darauf traf mein Mann ein, doch die Mitarbeiterin bestand darauf, dass ich auf den Krankenwagen wartete. Ich war verängstigt und hatte das Gefühl, nicht mehr viel Zeit zu haben, aber nur wenige Minuten später kam der Rettungsdienst. Ich erfuhr später, dass das Warten auf den Krankenwagen wahrscheinlich mein Leben gerettet hat, da eine Fahrt mit dem eigenen Auto den notwendigen schnellen medizinischen Eingriff zu lange verzögert hätte.

Diagnose und Behandlung im Krankenhaus

Im Krankenhaus wurde ich sofort in den Katheterlabor gebracht, wo die Ärzte einen Riss in meiner linken Herzkranzarterie (LAD) entdeckten. Diese Erkrankung sei bei Frauen meines Alters typisch, und ich wurde zur Behandlung auf die Intensivstation eingewiesen. Der Arzt erklärte mir, dass ich nach einigen Tagen auf der Kardiologieabteilung medikamentös weiterbehandelt werden würde. Ich hatte unglaubliches Glück, dass der Krankenwagen so schnell eintraf und dass der Arzt sofort die richtige Diagnose stellte.

Nach dem Eingriff ließ der Schmerz vorübergehend nach, kehrte aber am selben Abend zurück und hielt auch am nächsten Tag an. Ich hatte Angst, weil ich nicht wusste, dass Schmerzen nach einem Herzinfarkt normal sind. Ich hatte für zwei Tage Schmerzmittel erhalten.

Sprachbarrieren und medizinische Herausforderungen

Mein Krankenhausaufenthalt war stressig, da ich kein Deutsch spreche und die Sprachbarriere die Kommunikation erschwerte. Es war unangenehm, wenn Ärzte und Pflegekräfte um mich herum Deutsch sprachen und ich nicht verstand, was sie sagten. Bei der Entlassung wurde mir mitgeteilt, ich sollte innerhalb von drei Tagen einen Arzt zu aufsuchen, da ich nur für diesen Zeitraum Medikamente erhalten würde. Als ich um Hilfe bei der Arztsuche bat, wurde mir gesagt, ich solle es „googeln". Jeder Arzt, den ich kontaktierte, hatte eine Mailbox auf Deutsch, die ich nicht verstehen konnte. Es war eine belastende Situation, da ich immer noch nicht genau wusste, was mir passiert war.

Die schockierende Diagnose: SCAD

Später erfuhr ich, dass ich einen massiven Herzinfarkt aufgrund einer spontanen Koronararteriendissektion (SCAD) erlitten hatte, die eine vollständige Blockade des Blutflusses verursacht hatte. Niemand im Krankenhaus hatte mir dies erklärt. Ich wusste nur, dass ich eine Dissektion in meiner Herzkranzarterie hatte.

Unterstützung und professionelle Beratung finden

Glücklicherweise fand ich einen wunderbaren Kardiologen in Wiesbaden, der mich am Tag nach meiner Entlassung empfing, da ich immer noch Druck in der Brust verspürte.

Kurz darauf erhielt ich den Kontakt zu der Selbsthilfegruppe SCAD-Herzen in Deutschland, was unglaublich hilfreich war. Dort wurde ich ermutigt, möglichst schnell einen SCAD-Spezialisten aufzusuchen.

Ich wurde an einen Spezialisten in Großbritannien verwiesen, der schnell auf meine Anfrage reagierte und innerhalb von zwei Wochen ein Teams-Onlinebesprechung vereinbarte. Während des Gesprächs erklärte mir der Arzt meine Erkrankung im Detail und wie meine Prognose sein würde. Ich erfuhr, dass es Schäden an der Herzspitze gibt, meine Auswurffraktion aber 58% beträgt, was eine gute Nachricht ist. Ich danke Gott täglich, dass er mir das Überleben ermöglicht hat.

Der Arzt erklärte mir auch, dass SCAD oft mit Stress und Hormonen in Verbindung steht, was für mich Sinn ergab, da ich in den fünf Monaten vor dem Herzinfarkt extremem Stress und Angst ausgesetzt war. Sowohl der Spezialist aus Großbritannien als auch der Kardiologe in Wiesbaden waren während dieser beängstigenden Zeit ein Lichtblick.

Rückkehr in die USA und ein neuer Lebensansatz

Seit dem Herzinfarkt habe ich beschlossen, in die Vereinigten Staaten zurückzukehren, um näher bei meiner Familie sein und in einem Gesundheitssystem, das ich verstehe und dessen Sprache ich spreche. Ich werde den hervorragenden Sanitätern und Ärzten in Deutschland, die mein Leben gerettet haben, für ihre Fürsorge und Unterstützung immer dankbar sein. Ich lebe das Leben jetzt an jedem einzelnen Tag und versuche, jeden Moment zu genießen. Ich betrachte es nun aus einer neuen Perspektive.

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